Gründung, Zielsetzung und Entwicklung

Publié le par Tradiland

 Gründung, Zielsetzung und Entwicklung

Die FSSPX sieht ihr Ziel in der Erneuerung des Priestertums und betreibt ohne Erlaubnis Roms und der Kirchenführung auf diözesaner Ebene Priesterseminare. Weiterhin betreibt sie Priorate und Kapellen. Theologisch nimmt sie einen traditionalistischen Standpunkt ein und lehnt einige Punkte des Zweiten Vatikanischen Konzils - wie die Ökumene, die Religionsfreiheit, die Kollegialität der Bischöfe und die Liturgiereform im Anschluss an das Konzil ab, weil sie sie für mit der katholischen Lehre unvereinbar ansieht.

Die Priesterbruderschaft wurde 1970 vom Erzbischof Marcel Lefebvre gegründet. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil trat dieser zunehmend in Opposition zu Entwicklungen innerhalb der Römisch-Katholischen Kirche und gab nach und nach die Ämter auf, die er in der Kirche innehatte. Kurz nach seinem Rücktritt als Generalober der Väter vom Heiligen Geist (Spiritaner) wurde Lefebvre von Seminaristen des Französischen Seminars in Rom angesprochen, die sich wegen ihres Festhaltens an traditionellen Glaubensvorstellungen und Doktrinen verfolgt sahen. Diese suchten ein konservatives Seminar, um ihre Studien zu beenden. Lefebvre verwies sie an die Universität Freiburg in der Schweiz.

Nachdem Lefebvre gebeten worden war, diese Seminaristen persönlich zu unterrichten, wandte er sich an den Diözesanbischof von Lausanne, Genf und Freiburg, François Charrière, der die Gründung der Priesterbruderschaft St. Pius X. (FSSPX) als pia unio genehmigte, einen vorläufigen Status in Richtung eines offiziell anerkannten religiösen Institutes oder einer Gemeinschaft des Apostolischen Lebens. François Charrière genehmigte den pia-unio-Status zunächst für sechs Jahre ad experimentum. Kardinal Wright, Präfekt der Kongregation für den Klerus, sandte ein Schreiben, in dem er Erzbischof Lefebvre zur Gründung der Bruderschaft gratulierte.

Als Spannungen zwischen Erzbischof Lefebvre und verschiedenen europäischen, insbesondere französischen Bischöfen entstanden und mit der Zeit größer wurden, berief Papst Paul VI. eine Kommission ein, die den Auftrag erhielt, die Angelegenheit zu untersuchen. In der Folge veröffentlichte Lefebvre am 21. November 1974 eine „Grundsatzerklärung“, in der er schrieb, die FSSPX „lehne es ab, und habe es immer abgelehnt, dem Rom der neo-modernistischen und neo-protestantischen Tendenz zu folgen“.[2]

Am 24. Januar 1975 schrieb Bischof Mamie, der Nachfolger von Bischof Charrière, an die Kongregation für die Institute des geweihten Lebens und für die Gemeinschaften des apostolischen Lebens, dass er nach der sorgfältigen Studie der Erklärung Mgr. Lefebvres die traurige, aber dringliche Notwendigkeit sehe, der FSSPX die von seinem Vorgänger gewährte Anerkennung wieder zu entziehen. Kardinal Tabera, Präfekt der Kongregation, antwortet am 25. April. In dem Schreiben drängt er Bischof Mamie dazu, der FSSPX die Anerkennung mit sofortiger Wirkung zu entziehen. Bischof Mamie informierte Erzbischof Lefebvre am 6. Mai 1975 in diesem Sinne.

Weiterhin teilte die von Papst Paul VI. einberufene Kardinalskommission, die aus Kardinal Garrone, Kardinal Wright und Kardinal Tabera bestand, mit, dass mit der Zustimmung von Papst Paul VI. folgende Entscheidungen getroffen wurde:

    * Es wurde die Entscheidung getroffen, einen Brief an Bischof Mamie zu senden, der diesem das Recht bescheinigt, der Bruderschaft die von seinem Vorgänger gewährte Anerkennung zu entziehen. Dieser Brief wurde von Kardinal Tabera an Mgr. Mamie gesandt. Durch den Entzug der Anerkennung fehlt der Bruderschaft eine juristische Basis und insbesondere das Seminar in Ecône verliert sein Existenzrecht.
    * Lefebvre wird keinerlei Unterstützung erhalten, solange die Erklärung vom 21. November 1974 Basis seiner Arbeit bleibt.

Lefebvre akzeptierte weder die Entscheidung der Kardinalskommission noch die Maßnahmen von Bischof Mamie. Er begründete dies gegenüber der Apostolischen Signatur damit, dass

    * Verfahrensfehler gemacht worden seien,
    * die Kardinalskommission nicht befugt gewesen sei, seine Erklärung zu beurteilen,
    * dass seine Erklärung eine persönliche Erklärung gewesen sei und es deshalb nicht angehe, dass aufgrund dieser Erklärung die FSSPX und das Priesterseminar der FSSPX aufgelöst würden.

Der Rekurs von Erzbischof Lefebvre wurde von der Apostolischen Signatur am 10. Juni 1975 abgelehnt, da die Entscheidung der Kardinalskommission von Papst Paul VI. in forma specifica befürwortet worden war. Dieses wurde von Papst Paul VI. in einem persönlichen Brief an Erzbischof Lefebvre bestätigt. Aus Sicht der Kirche existierte ab diesem Zeitpunkt die FSSPX nicht mehr als offiziell anerkannte Organisation innerhalb der römisch-katholischen Kirche.

Trotz der Auflösung der FSSFX durch die Kirche setzte sie ihre Arbeit fort. Lefebvre ignorierte sowohl die Weisungen des Diözesanbischofs als auch die Weisungen Roms. Im Konsistorium am 24. Mai 1976 kritisierte Papst Paul VI. Erzbischof Lefebvre öffentlich und appellierte an Lefrebvre und seine Anhänger, sich zu besinnen.[3]

Am 29. Juni 1976 weihte Lefebvre FSSPX-Seminaristen zu Priestern, obwohl er zwei Briefe von Erzbischof (später Kardinal) Giovanni Benelli, Substitut des vatikanischen Staatssekretariats, erhalten hatte, die ihm verboten, die Weihe durchzuführen. In der Predigt anlässlich dieser Priesterweihe bekundete Lefebvre:[4] „Wir befinden uns in einer wahrhaft dramatischen Situation. Wir müssen uns entscheiden. Es geht um einen sozusagen scheinbaren Gehorsam, denn der Heilige Vater kann von uns nicht mit Recht verlangen, unseren Glauben aufzugeben. Unmöglich! Unmöglich können wir unseren Glauben aufgeben! Wir entscheiden uns dafür, unseren Glauben nicht aufzugeben, denn darin können wir uns nicht täuschen.“ Lefrebvre wurde am gleichen Tag suspendiert a collatione ordinum, ihm war es also von nun an nicht mehr möglich, rechtmäßig Priesterweihen durchzuführen. Eine Woche später wurde Lefebvre von Kardinal Sebastiano Baggio, Präfekt der Kongregation für die Bischöfe, aufgefordert, sich wegen der trotz des Verbotes durchgeführten Priesterweihen beim Papst zu entschuldigen. In seinem Antwortschreiben forderte Lefebvre Papst Paul VI. auf, „die richtige Auffassung der verfälschten Ideen wiederherstellen, die zu Idolen des modernen Menschen geworden sind: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Demokratie.“[5] Der Papst solle das „unglückselige Unternehmen eines Kompromisses mit den Ideen des modernen Menschen aufgeben“, das vor dem Konzil mit einem geheimen Abkommen zwischen hohen kirchlichen Würdenträgern und den Freimaurern seinen Anfang gefunden hätte (vermutlich meinte er die Lichtenauer Erklärung[6]). Er weigerte sich, sich beim Papst zu entschuldigen, und wurde in Folge a divinis suspendiert. Ihm wurden damit alle Vollmachten seines Priester- und Bischofsamtes entzogen.

Lefebvre blieb weiterhin an der Spitze der FSSPX. Die FSSPX eröffnete - ohne die Genehmigung der jeweiligen Diözesanbischofe - Kapellen in verschiedenen Diözesen rund um den Globus sowie mehrere Priesterseminare. Auch wurden innerhalb der Bruderschaft weitere ungenehmigte Priesterweihen durchgeführt. Die FSSPX geht davon aus, dass Rom eine häretische Mentalität habe (Gegensatz zum Sedisvakantismus, der von einem förmlichen Glaubensabfall ausgeht) und leitet daher ein Recht zum Ungehorsam gegenüber Rom und der Kirchenführung auf diözesaner Ebene ab.

Source : wikipedia

Publié dans In Deutsch

Pour être informé des derniers articles, inscrivez vous :
Commenter cet article